Einleitung
Unsere Motivation, eine Auseinandersetzung über die
heutigen Begräbnis- und Trauersitten und dem Verhalten
der sozialen Umwelt im Prozeß des Trauerns zu führen,
entstand bedingt durch unsere theoretischen und praktischen
Erfahrungen im Altenprojekt. Aus dem Altenprojekt heraus
ergab sich anfangs für uns auf der Suche nach einem Thema
für die Diplomarbeit folgender Schwerpunkt: Die Bedeutung
des Partnerverlusts im Alter und dabei zu untersuchen, ob ein
unterschiedliches Trauerverhalten zwischen Mann und Frau
nach Partnerverlust zu beobachten ist. Da jedoch zu zweit
eine umfassende Untersuchung anhand von Interviews kaum
zu leisten ist und auch der Zeitaufwand für uns zu groß
gewesen wäre, gaben wir diesen Gedanken auf.
Da wir in der Veranstaltung "Alter und Sterben" auch
zwangsläufig mit der Einsamkeit im Alter nach Partnerverlust
konfrontiert wurden, interessierte uns hierzu im
Zusammenhang das Verhalten und die Erwartungshaltung der
Gesellschaft gegenüber Trauernden. Hieraus entwickelte
sich dann für uns das Interesse herauszufinden, inwieweit
ein trauernder Mensch auf die Einhaltung der Wert- und
Normvorstellungen, die von Seiten der Kirche und seiner
sozialen Umwelt nach einem Todesfall an ihn herangetragen
werden, angewiesen ist.
Wir stellten uns zunächst die Frage, wovon es abhängt,
daß ein trauernder Mensch seinen Schmerz nach einem Todesfall
für sich positiv verarbeiten kann, um mit seiner
neuen Situation fertig zu werden. Um einen Einblick in
die Gefühlswelt des Trauernden zu bekommen, kamen wir
zuerst darauf, uns kurz mit den Theorien zur Trauer zu
beschäftigen. Wesentliche Grundlage war hierzu das Buch
"Der Prozeß des Trauerns" von Yorick Spiegel.
Wir wollten herausfinden, inwieweit die Begräbnis- und
Trauersitten den vom Tode betroffenen Menschen in seinem
Trauerprozeß behindern. Deswegen entschlossen wir uns,
gemeinsam als Beobachter an Trauerfeiern teilzunehmen und
ein Bestattungsinstitut aufzusuchen.
Allerdings mußten wir feststellen, daß wir den kirchlichen
Ritualen im Prozeß des Trauerns eine zu große Bedeutung
beigemessen haben, Es hat sich gezeigt, daß teilweise
innerhalb unserer Gesellschaft eine Schwächung des religiösen
Glaubens eingetreten ist, die Menschen somit
realistischer geworden sind und von daher den Begräbnisund
Trauersitten nicht mehr so viel Gewicht beimessen.
Aufschlußreich war es auch herauszufinden, wie und warum
sich die soziale Umwelt hilflos gegenüber Trauernden
verhält. Daraus läßt sich folgern, daß hier noch viel
Aufklärungsarbeit erforderlich ist, damit wir endlich
lernen, mit Tod und Trauer umzugehen.
Ziel unserer Arbeit war es für uns persönlich, ein Einfühlungsvermögen
gegenüber vom Tode betroffenen Menschen
zu entwickeln, um sie zu begreifen in ihrer Trauer und
um verständnisvoller mit ihnen umgehen zu können, sei
es beruflich oder privat.
Wir haben die gesamte Diplomarbeit (bis auf die persönlichen
Erlebnisse mit Tod und Trauer) gemeinsam durchdacht,
erarbeitet und formuliert. Insgesamt erschien es uns
problematisch, besonders bei der schriftlichen Auswertung
des praktischen Teils, getrennte Bereiche aufzuweisen.
Wir haben es als eine positive Erfahrung zu bewerten,
daß es uns gelang, bei der Erstellung dieser Arbeit uns
gegenseitig zu unterstützen und eine inhaltliche Übereinstimmung
zu finden.
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